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Berufsorientierung, Berufspraktische Tage

Das Fach ‘Bildungs- und Berufsorientierung‘ (LINK ZUM LEHRPLAN) ist in der 7. und 8. Schulstufe von zentraler Bedeutung, um Schüler:innen die Arbeits- und Berufswelt näherzubringen und ihnen Möglichkeiten für ihren weiteren Bildungsweg aufzuzeigen, die zu ihren Stärken und Interessen passen. Das gilt insbesondere für jene Schulen, wo ein wesentlicher Teil der Schüler:innen sich als nächsten Ausbildungsschritt für eine Lehrausbildung entscheidet, wobei sie ihre Lehrer:innen bestmöglich unterstützen wollen.

Die besondere Herausforderung dabei: Es gibt nicht nur eine Vielzahl an Lehrberufen, sondern auch eine Vielzahl an Angeboten im Bereich Berufsorientierung (BO) für den Unterricht und darüber hinaus. Basierend auf unserer eigenen Arbeit mit 60 Pilotschulen und über 200 Lehrer:innen sowie Expert:innen-Interviews stellen wir hier eine Sammlung an Empfehlungen und Ressourcen für den BO-Unterricht zur Verfügung.

Berufsorientierung in der 7. Schulstufe

  • Nach dem 1. Semester sollten alle Schüler:innen ihre persönlichen Stärken/Interessen kennen und diese selbstbewusst präsentieren können. Die Berufsorienterungsmappe der AK, die WKO-Website www.probierdichaus.at oder das Berufe-Matching von whatchado sind gute Ressourcen, um sich schrittweise dem Zusammenhang zwischen den eigenen Stärken/Interessen und dazu passenden Berufsbildern anzunähern.
  • Im Verlauf des Jahres sollten Schüler:innen wiederholt mit unterschiedlichen (Aus)bildungswegen in Berührung kommen, die sie konkret interessieren UND die zu ihren Stärken/Interessen passen.

Praxistipps für den BO-Unterricht:

  • Schüler:innen zu unterschiedliche Typen von weiterführenden Schulen recherchieren und präsentieren lassen (Was lernt man in dieser Schule? Für welche Berufsfelder wird man dort vorbereitet? Welche Noten brauche ich, um an dieser Schule aufgenommen zu werden? etc.). Außerdem wertvoll: Schüler:innen schon in der 7. Schulstufe zu Tagen der offenen Tür an weiterführenden Schulen schicken, damit sie sich früh ein realistisches Bild davon machen können.
  • Regelmäßige Gaststunden organisieren mit Menschen aus unterschiedlichen Berufszweigen. –> Absolvent:innen der Schule, Eltern von Schüler:innen oder Verwandte/Bekannte von Lehrer:innen und der Schulleitung bieten hierfür gute Anknüpfungspunkte.
  • Lehrlinge als Role Models eignen sich für Gaststunden oft besonders gut, da sie nahe an den Schüler:innen dran sind von Alter, Sprache, und Interessen her. Ein eigenes Programm dazu gibt es in Vorarlberg: https://www.lehre-vorarlberg.at/vorarlberger-ausbildungsbotschafter/
  • Auch Betriebsführungen bzw. Betriebserkundungen bieten sich im Fach Berufsorientierung an, um Schüler:innen die Arbeitswelt und unterschiedliche Berufsbilder näherzubringen. Hierzu haben wir einen Leitfaden Betriebserkundung erstellt, um solche Gelegenheiten einfach zu organisieren und pädagogisch gut aufzubereiten: https://wirtschaft-erleben.at/material/leitfaden-betriebserkundung/

Die guten Lehrstellen sind zwischen Dezember und Februar alle weg. Als Lehrer:in muss man seinen BO-Unterricht entsprechend vorausschauend planen.

Aron Marton, BO-Lehrer an der Modularen Mittelstufe Aspern, ehem. Personalberater

Berufsorientierung in der 8. Schulstufe

  • Zu Schulstart alle wesentlichen Termine für das Jahr im Blick haben und die Jahresplanung danach ausrichten:
    • Wann endet die Bewerbungsfrist für welche Lehrstellen?
    • Bis wann laufen die Anmeldungen für weiterführende Schulen?
    • Wann findet an welchen Schulen der Tag der offenen Tür statt?
    • etc.
  • Die BPTs sollten möglichst früh angesetzt werden (z.B. im November). Das ist insbesondere für Schüler:innen im 9. Schuljahr wichtig, weil ansonsten die meisten Lehrstellen für das Jahr schon weg sind (diese werden großteils von Dezember bis Februar vergeben).
  • Es empfiehlt sich daher auch, die Schüler:innen so früh wie möglich wegen der Berufspraktischen Tage (BPTs) mit Betrieben telefonieren zu lassen, um einen für sie passenden Platz zu bekommen. –> Wenn möglich schon Mitte Juni in der 7. Schulstufe, ansonsten gleich zu Beginn der 8. Schulstufe. Wer später dran ist, hat bei BPT-Plätzen weniger Auswahl sich eine Branche auszusuchen, die einen auch in Hinblick auf eine mögliche Lehrstelle ernsthaft interessiert. Außerdem steigt dann das Frustpotenzial aufgrund vieler Absagen.
  • Lebenslauf und Bewerbungsschreiben sollten möglichst bald nach Schulstart erarbeitet werden – am besten anhand von zeitgemäßen Mustervorlagen. Es empfiehlt sich insbesondere vor den BPTs die BO-Mappen der Schüler:innen regelmäßig anzuschauen und zu feedbacken.
  • Ein gutes Richtziel für die Jahresplanung: Bis Dezember haben alle Schüler:innen einen ordentlichen Lebenslauf und ein Bewerbungsschreiben am Computer erstellt und haben mehrmals geübt, sich in einem Vorstellungsgespräch zu präsentieren.

Praxistipps für die Berufspraktischen Tage:

  • Schüler:innen die BPTS nur in Betrieben absolvieren lassen, die auch tatsächlich Lehrlinge aufnehmen – am besten gleich in einer Lehrlingswerkstätte. Somit haben die Schüler:innen im Nachgang unmittelbar die Chance auf eine Lehrstelle, wenn sie bei den BPTs einen guten Eindruck hinterlassen.
  • Bei Kontakten mit Unternehmen die Schüler:innen soweit möglich nach Interessen zusammenfassen (bei Gastvorträgen, Betriebsführungen etc.).Unternehmen schätzen es mit kleineren – dafür umso motivierteren – Gruppen an Schüler:innen ins Gespräch zu kommen. Interessierte Schüler:innen können bei solchen Gelegenheiten positiv hervorstechen – und am besten gleich Lebenslauf und Bewerbungsschreiben dem Unternehmen mitgeben.
    • Konkretes Beispiel: Eine Mitarbeiterin eines produzierenden Unternehmens wird für eine Gaststunde in der 8. Schulstufe eingeladen. Anstatt die Gaststunde für eine (oder alle) Klassen der 8. Schulstufe zu machen, können sich aus den Klassen jene technikbegeisterten Schüler:innen für den Vortrag melden, die sich tatsächlich für diese Branche interessieren.

  • Eine Call Card ist insbesondere für Schüler:innen mit schwachen Deutschkenntnissen eine praktische Unterstützung bei Telefonaten für die BPTs – also eine Karte mit mehreren Sätzen als Gesprächsvorlage (Guten Tag, mein Name ist… Ich würde gerne meine Berufspraktischen Tage bei Ihnen absolvieren…). Auch kann es hilfreich sein, wenn zu Beginn die Lehrer:in einen solchen Anruf selbst vorzeigt: In der BO-Stunde bei einem Unternehmen anrufen – Handy auf Lautsprecher, damit die Klasse mithören kann – einen (Pseudo)termin vereinbaren.
  • Weiters ist eine Unternehmensliste für die BPT-Telefonate sinnvoll, welche die Schüler:innen dann selbst durchtelefonieren (–> Stärkung der Selbstwirksamkeit). Eine solche Liste kann man über die WKO-Liste zur Lehrbetriebsübersicht rasch bekommen. Tipp: Dabei filtern nach “nur Betriebe die aktuell ausbilden“.
  • Gute Umgangsformen (Höflich grüßen, Hand geben, Tür aufhalten etc.) sind in der Schule und darüber hinaus überall wichtig. Insbesondere bei Kontaktpunkten mit Unternehmen – für die BPTs oder später bei der Lehrstellensuche – sind diese Dinge jedoch von besonderer Bedeutung. Der BO-Unterricht bietet die Gelegenheit solche Umgangsformen nochmal gezielt zu trainieren, z.B.: bei einem simulierten Vorstellungsgespräch.

Sammlung an Angeboten und Ressourcen

  • Die Berufsorientierungsmappe sowie der Ratgeber Erfolgreich bewerben der Arbeiterkammer bieten umfassende Arbeitsmaterialien mit Schwerpunkt auf den Bewerbungsprozess und die Lehrstellensuche.
  • Viele der Materialien der AWS für die SEK 1 eignen sich speziell für den Einsatz im Fach Bildungs- und Berufsorientierung. So kann beispielsweise das Wimmelbild “Die Welt der Wirtschaft und Berufe” als Einstieg in das Thema ‘Berufsbilder kennenlernen’ dienen.
  • Die Plattform whatchado stellt Videostories zu Tausenden von Berufen sowie einen niedrigschwelligen Berufseignungstest und Kompetenzcheck für Schüler:innen bereit.

Hier auf wirtschaft-erleben.at findet man unter “Workshops und Exkursionen” eine große Sammlung spannender Angebote für den BO-Unterricht, z.B.: Bewerbungstrainings, Talente-Checks, Schnuppertage oder Ausbildungsmessen. Die Angebote kann man filtern nach Bundesland, Altersstufe und Art des Angebots (Workshop, Vortrag, Exkursion, Info-Material etc.).

Dein Team der Stiftung für Wirtschaftsbildung

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